Aufruf der christlichen Kirchen und der jüdischen Gemeinschaft zum Flüchtlingssonntag und Flüchtlingssabbat vom 17./18. Juni 2017
Es ist kaum vorstellbar, dass wir das „Problem“ in den Griff bekommen. Das Ende aller Kriege ist nicht absehbar; es scheint auf einen fernen Tag verschoben. Aber haben wir nicht trotzdem Anlass zur Hoffnung? Ist es nicht unsere Aufgabe, mit der Spannung zwischen Gegenwart und Zukunft bewusst umzugehen, sie auszuhalten und in diesem Spannungsfeld unsere eigenen Akzente zu setzen?
Wagen wir einen Perspektivenwechsel! Wie wäre es denn, wenn wir uns durch Flüchtlinge dazu ermuntert fühlen, dieser Spannung nicht vorschnell auszuweichen oder sie an politische Parteien zu delegieren? Wie wäre es, wenn ich in einem Flüchtling statt einem Problem für unsere Gesellschaft zuerst ein Geschöpf Gottes sehe? Wie wäre es, wenn wir uns „entängstigen“, indem wir um Vertrauen und Zuversicht ringen? Was, wenn ich kleinen konkreten Taten Raum gebe, indem ich zum Beispiel jede Woche neu auf eine fremde Person zugehe, mich auf sie einlasse?
Wo viele solcher kleinen Schritte sich ereignen, wo ein bewusstes Aushalten, wo menschliches Wahrnehmen statt Wegschauen stattfindet, da sind wir Gott ein Stück näher.
Dr. Gottfried Locher, Präsident des Rates, Schweizerischer Evangelischer Kirchenbund SEK
Bischof Dr. Charles Morerod, Präsident, Schweizer Bischofskonferenz SBK
Bischof Dr. Harald Rein, Christkatholische Kirche der Schweiz CKS
Dr. Herbert Winter, Präsident, Schweizerischer Israelitischer Gemeindebund SIG